Gleichzeitig leiden sie seltener an Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und haben weniger Entzündungsprozesse im Körper. Sogar ihr Sterblichkeitsrisiko verringert sich – egal wie alt sie sind. Doch woran liegt das? Wie schafft es der Lebenssinn, Gesundheit zu fördern und Krankheit zu verhindern?
Lebenssinn als Motivator
Lebenssinn motiviert uns. Nicht nur dazu, unsere Ziele zu verfolgen und unsere Sinnquellen auszuleben, sondern auch dazu, ein gesundes Leben zu führen. Denn nur dann, wenn wir unser Leben generell als sinnvoll ansehen, sind wir auch dazu bereit in dieses zu investieren. Gesundheitsförderliches Verhalten kann nämlich anstrengend sein. Wäre es nicht manchmal viel angenehmer, wenn wir uns keine Gedanken darüber machen bräuchten, ob wir ausreichend Schlaf abbekommen? Ob wir uns genügend bewegen und gesund ernähren? Sinnerfüllung trägt dazu bei, dass wir Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen. Aber auch dazu, dass wir Stress auf eine gesundheitsförderliche Art und Weise bewältigen. Das liegt an dem sogenannten „Kohärenzsinn“, der sich – so Aaron Antonovsky - aus drei Komponenten zusammensetzt. Einerseits geht es dabei um die Verstehbarkeit. Sinnerfüllte Menschen sehen die Ereignisse in ihrem Leben nicht als beliebig oder willkürlich an. Ihnen scheint bewusst zu sein, warum etwas geschieht. Gleichzeitig erleben sie eine Machbarkeit in den täglichen Herausforderungen. Sie können die eigenen, zur Verfügung stehenden Ressourcen einschätzen und sehen das Leben deshalb als bewältigbar an. Nicht zuletzt erscheint ihnen das Leben bedeutsam und sinnvoll. Sinnerfüllte Menschen sehen es als lohnenswert an, die Herausforderungen des Lebens zu bewältigen. Genau das wirkt motivierend. Denn ohne Lebenssinn erscheinen die Anforderungen des Lebens oft nur als Zumutung.
Lebenssinn als Puffer
Unser Lebenssinn beeinflusst allerdings auch, welche Konsequenzen Stress oder negative Ereignisse für uns haben. Lassen wir uns davon überfordern und aus dem Gleichgewicht bringen, oder schaffen wir es, gut und konstruktiv damit umzugehen? Sind wir durch eine hohe Sinnerfüllung gestärkt, lassen wir uns nicht so schnell aus der Bahn werfen. Sinn wirkt hier wie ein Puffer. Sinnerfüllte Menschen erleben sich seltener als hilflos und ausgeliefert. Das führt unter anderem dazu, dass weniger Stresshormone produziert werden und weniger Entzündungsprozesse im Körper ablaufen. Denn diese werden begünstigt, wenn Stresshormone über eine längere Zeit ausgeschüttet werden.
Sinnerfüllte Menschen haben sogar ein geringeres Schmerzempfinden und weniger Symptome, wenn sie einmal krank werden. Erkranken sie an Alzheimer, können sie ihre geistigen Fähigkeiten besser aufrechterhalten, trotz der Abbauprozesse im Gehirn. Andererseits haben sie zum Beispiel weniger Schmerzen nach einer Knie-OP und können sich schneller davon erholen. Aber auch das seelische Leiden fällt bei ihnen weniger stark aus. Denn sie stellen sich, zum Beispiel bei einer Krebserkrankung, seltener die Frage „Warum ich?“. Diese Art von Sinnsuche ist nicht produktiv und führt nicht zur Sinnerfüllung – ganz im Gegenteil. Vielmehr gelingt es ihnen, schwierige Situationen zu akzeptieren und dem Leiden angemessen zu begegnen.