Sinnblog
Arbeit und Sinn
Blog #23

Sinnerfüllung durch den Beruf

Sinnerfüllung durch den Beruf – ein zweischneidiges Schwert?

Das wachsende Angebot an beruflichen Möglichkeiten geht mit einem zunehmenden Bedürfnis nach sinnvoller Arbeit einher.

Eine Krankenschwester in Kittel und Haarnetz lehnt in einem schwach beleuchteten Raum an einem Krankenhausbett und wirkt müde und nachdenklich.

Wir arbeiten viel lieber, wenn wir unseren Beruf als sinnvoll erleben. Doch die Sinnerfüllung durch den Beruf kann auch Gefahren mit sich bringen.

Wir arbeiten viel lieber, wenn wir unseren Beruf als sinnvoll erleben. Doch die Sinnerfüllung durch den Beruf kann auch Gefahren mit sich bringen.

Wann ist Arbeit sinnvoll? Die vier Sinnelemente – Bedeutsamkeit, Zugehörigkeit, Orientierung und Stimmigkeit – sind auch hier zentral. Wir wissen außerdem, dass niedrige berufliche Sinnerfüllung eine schmerzhafte Leere hervorrufen kann. Im Extremfall entwickelt sich eine berufliche Sinnkrise. Berufliche Sinnerfüllung hingegen steht für Motivation. Man ist inspiriert und begeistert bei der Sache, bringt mehr Leistung und zeigt ein höheres Arbeitsengagement. Gleichzeitig überträgt sich berufliche Sinnerfüllung auch auf den Lebenssinn. Und sie führt zu mehr Zufriedenheit: mit der Arbeit und dem Leben generell.

Sinnerfüllung, Selbstverpflichtung, Selbstausbeutung

Wer die berufliche Tätigkeit sinnvoll findet, fühlt sich ihr auch verpflichtet, möchte sie gut machen. Doch hier kann das Problem liegen. Aus der sinnerfüllenden Arbeit wird eine moralische Pflicht. Beruf wird zur Berufung. Der übermäßigen Selbstverpflichtung kann Selbstausbeutung folgen. Man nimmt beispielsweise eine Einschränkung von Gehalt, Freizeit oder Wohlbefinden in Kauf, um diesem Gefühl der Verantwortung gerecht zu werden. Wer die Qualität der Arbeit durch maximalen Einsatz sicherstellen will, steht einer möglichen Ausbeutung schutzlos gegenüber. Arbeitgeber verlassen sich auf unsere “Verantwortung” - anstatt die Strukturen zu verbessern. Wobei in unserem Leben andere Lebensbereiche und Sinnquellen zu kurz kommen. Wie wir wissen, ist aber eine breite Verteilung der Sinnquellen für unsere Sinnerfüllung wichtig. Der extreme Fokus auf die Arbeit als Sinnquelle bringt unser Leben ins Ungleichgewicht.

Neue Trends

Trotzdem hat dieser “Karriereweg” unsere Gesellschaft lange Zeit geprägt. Dabei wurde vor allem die Steigerung des Einkommens und das Hochklettern der Karriereleiter als motivierend erlebt. Personen, die sich nicht für diesen Lebensweg entscheiden wollen oder können, werden abgewertet. Beispiele sind hier Hausfrauen und Hausmänner, Teilzeitarbeitende oder Arbeitslose. Inzwischen lässt sich aber ein Wandel in der Gesellschaft erkennen. Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für einen anderen Lebensweg. Sie wollen Zeit und Energie für andere Lebensbereiche, Interessen und Sinnquellen gewinnen. Dafür treten sie im Arbeitsleben einen Schritt zurück. Für eine bessere Work-Life-Balance reduzieren sie ihre Arbeitsstunden und nehmen in Kauf, finanziell etwas kürzer zu treten. Das heißt nicht, dass dadurch der Sinn der beruflichen Tätigkeit abnehmen muss. Allerdings gibt es Raum für vieles andere, das unser Leben zu einem “reichen Leben” macht.

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